Die Geschichte von Jermabelle Westner
Ich erinnere mich an meinen ersten Traum als Fünfjährige, den ich schon längst begraben hatte. Noch heute, wenn ich meine Augen schließe, wird der damalige Traum in meinen Gedanken zur Realität: Ich war in einem stillen Raum. Dies zum ersten Mal ohne meine Mutter, die sonst immer nachts neben mir schlief. Trotz der fehlenden Umarmung meiner Mutter, die mir dadurch ihre Mutterliebe zu Teil werden ließ, schlief ich tief und fest. Träumend trat nun ein Schrank in meinen Fokus, den ich in der Vergangenheit jeden Tag mit meinen Wünschen und Visionen von einem besseren Leben mit bunten Bildern bemalte. Als ich nichts ahnend den Schrank öffnete, traute ich meinen Augen nicht, denn ein riesiger Schatz aus Gold, Diamanten, Kristallen und den schönsten und kostbarsten Dingen der Welt, fiel zu meinen Füßen. Ich schrie vor Freude auf und tanzte wie verrückt. Ich fühlte mich endlich einmal wie ein richtiges Kind, das Kind sein durfte. Ich wachte auf und suchte meine Mutter, die nicht mehr neben mir lag. Daraufhin rannte ich schnell zu ihr nach unten, um zu sagen, dass alles gut werde, wir reich seien und sie nun endlich leben könne - ohne Schmerzen, Angst und Not. Unten angekommen sah ich meine Mutter in einem schönen Kleid, leblos in einem weiß-goldenen Sarg aufgebahrt.
Obwohl ich ein sehr junges Mädchen war, wusste ich unbewusst sofort, dass meine Kindheit jetzt zu Ende war.